Durch ein Fehlen von Spuren menschlicher Lebensäußerungen und von narrativen Details widersetzen sich die Räume Schneiders trotz ihres Rückgriffs auf eine real existierende Vorlage einer schnellen, offensichtlichen Ein- und Zuordnung. Sie scheinen uns auf befremdliche Weise vertraut und bekannt, ohne dass wir sie an eine konkrete Situation oder an einen bestimmten Ort rückkoppeln könnten. In ihrer abstrakt-kristallinen Reinheit und ihrer dramaturgischen Sequenz entwickeln sie eine gleichsam zwingende Dimension, deren Sog man sich nur schwer zu entziehen vermag. Ein Wechselspiel von Vermutungen, Ahnungen und unbewussten Erinnerungen beginnt und lässt die Grenze von Realität und Imagination, von Vertrautem und Unbekanntem verschwimmen. Das Wechselspiel von Licht und Dunkelheit, von Wärme und Kälte, Bewegung und Stillstand, Nähe und Distanz sowie das bewusste Einsetzen oder der Entzug von Sinnesreizen halten neue und ungewohnte Erfahrungen bereit. Sich darauf einzulassen bedeutet, die herkömmliche Selbst- und Raumwahrnehmung über Bord zu werfen, und damit auch die eigene Befindlichkeit und Verortung in der Welt zu hinterfragen.
— Pressetext zur Ausstellung Weisse Folter, 2007