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In Atelier with Gregor Schneider

Schneiders' Kunst ist historisch; aber nicht nur. Sie handelt von mehr als nur einem Raum und einer Zeit. Jeder Raum scheint eine Geschichte zu erzählen, die sonst niemals gehört werden würde. Ich verspürte eine Sehnsucht nach Zeiten die vergessen waren und an die man sich nie mehr erinnern würde.

Ben Lewis

Durch ein Fehlen von Spuren menschlicher Lebensäußerungen und von narrativen Details widersetzen sich die Räume Schneiders trotz ihres Rückgriffs auf eine real existierende Vorlage einer schnellen, offensichtlichen Ein- und Zuordnung. Sie scheinen uns auf befremdliche Weise vertraut und bekannt, ohne dass wir sie an eine konkrete Situation oder an einen bestimmten Ort rückkoppeln könnten. In ihrer abstrakt-kristallinen Reinheit und ihrer dramaturgischen Sequenz entwickeln sie eine gleichsam zwingende Dimension, deren Sog man sich nur schwer zu entziehen vermag. Ein Wechselspiel von Vermutungen, Ahnungen und unbewussten Erinnerungen beginnt und lässt die Grenze von Realität und Imagination, von Vertrautem und Unbekanntem verschwimmen. Das Wechselspiel von Licht und Dunkelheit, von Wärme und Kälte, Bewegung und Stillstand, Nähe und Distanz sowie das bewusste Einsetzen oder der Entzug von Sinnesreizen halten neue und ungewohnte Erfahrungen bereit. Sich darauf einzulassen bedeutet, die herkömmliche Selbst- und Raumwahrnehmung über Bord zu werfen, und damit auch die eigene Befindlichkeit und Verortung in der Welt zu hinterfragen.

Pressetext zur Ausstellung Weisse Folter, 2007

Die Wirkung des Haus Ur im Unterbewussten des Besuchers ist [...] so exakt geplant und gearbeitet, so voll Atmosphäre gesetzt, dass der Betrachter keine Möglichkeit hat, sich einer direkten Auswirkung in seiner Emotion zu entziehen. [...] Mit extremerer Radikalität als bisher aus künstlerischem Arbeiten bekannt, zeigt das Haus Ur, dass ein jeder Bereiche in sich trägt, die er nicht bewältigen kann. [...] Das Werk verlangt es so, sich auf etwas einzulassen, dessen man nicht habhaft werden kann.

Katharina Lehmann

Im Moment interessieren mich auch mehr Wände. Ich denke, Wände vor Wände, das sind immer noch die stärksten Arbeiten. Ein Fenster wird sofort mit einem Bild identifiziert. Das ist wie ein Porträt. Eine Wand vor Wand steht einfach nur da und ist dann weg. Und ist absolut zeitlos. Und diese Wände können Zeit einfrieren.

Gregor Schneider

Es gibt Arbeiten, in denen ich mich total isoliere, indem ich Räume mit Blei, Glaswolle, Schallschluckdämmstoffen und Masse ausschlage. Ich selbst bin mitten drin und liefere mich der Arbeit so aus wie jeder andere, der hier herkommt. Ich bin also keiner, der irgendwelche Tricks veranstaltet. Ob ich mich von der Außenwelt isoliere oder ob es ein Durchbruch ist, weiß ich nicht genau.

Gregor Schneider

Ich bin enttäuscht, wenn ich mit grossem Aufwand an Zeit und Material Arbeiten gemacht habe, die keiner erkennen konnte, mich regelrecht verschenkt habe, und dann doch wieder alles abbauen musste. Ich bin gespannt, wann ich Sachen abbauen muss, die ich gar nicht gemacht habe. Deswegen musste ich auch immer Sachen machen, war gezwungen, Sachen zu machen, die selbst der Ausstellungsmacher nicht mitbekam. Um an dem Ort arbeiten zu können. Die Zusammenarbeit im Haus Lange in Krefeld war sehr gut. Ich habe den Schlüssel bekommen, bin rein, habe da gearbeitet, keine Auflagen gehabt, habe ihnen eine Mies-van-der-Rohe-Wand geklaut, eine Haus-Lange-Wand nachgebaut und eine Arbeit gemacht, von der selbst der Ausstellungsmacher nicht wusste, ob ich sie gemacht hatte oder was das für eine Arbeit sein könnte.

Gregor Schneider

Ein originaler Abschnitt einer zuvor demontierten Straße aus Pier, einem Ortsteil der Dürener Nachbargemeinde Inden, ist von Gregor Schneider ins Museum transferiert worden. Er stammt aus dem aufgelassenen Ort, deren Bewohner umgesiedelt wurden, da ihr bisheriger Wohnort als zukünftiges Abbaugebiet beansprucht wird. Bezug nehmend auf die geografische Umgebung des Museums steht die Arbeit "Marienstraße" exemplarisch für die durch Braunkohlentagebau abgetragenen und dadurch entvölkerten Orte.

Gregor Schneider | Marienstraße | 2010

Sie ist da, und was passiert, weiß ich nicht. Es gibt andere Arbeiten, die auch nicht als solche erkennbar sind, aber eine Wirkung hinterlassen, eine Stimmung oder ein Verhalten verändern.

Gregor Schneider

Es entwickelten sich Arbeiten, die wir nicht erkennen. Ich baue komplette Räume aus Boden, Wänden und Decke, die nicht als Raum im Raum, Raum um Raum zu sehen sind. Es sind ständig neue Räume aus unterschiedlichen Materialien hinzugekommen, die sich teilweise — nicht bewusst wahrnehmbar — heben, senken oder komplett drehen können.

Gregor Schneider


kunstbetrieb.
real is rare.



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