[Wenn Sie mal den Kosmos mir beschreiben. Es kommen [...] in Ihren [...] Bildern immer wieder Sterne [vor]. Die sind immer bei Ihnen mit Sternbildern auch verknüpft. Sie sind also nie ohne Deutung. Eine Kartierung durch Menschen, die das in den Kosmos hineingesehen haben. — Alexander Kluge] [...] Es ist nicht so sehr eine Deutung, es ist eine Hilfskonstruktion. Es ist eine Illusion, es ist ansich etwas völlig irrelevantes, diese Sternbilder, die könnten ja auch anders sein [...] Es kann alles sein [...]. Es sind nur Zeichen für unsere Armseligkeit eigentlich. Wir versuchen in diesen Kosmos, der unendlich ist, eine gewisse Ordnung zu bringen. Und das ist völlig unmöglich. [Der gehorcht uns nicht. — Alexander Kluge] Der lässt sich auch nicht ordnen. Der lässt sich auch nicht geordnet anschauen. Nichtmal das. Wir versuchen das, wir bringen das hinein. Es gibt so ein Buch von Saul Bellow [...] und da sagt er einmal [...]: Spanne Deine Qualen an einen Stern. [...] Und das ist genau das, was ich meine: Das man seine Katastrophen, seine Qualen einem Stern anvertraut. Völlig illusorisch. [Aber trostreich. — Alexander Kluge] Ich habe es probiert, es funktioniert. Wenn man jetzt sagt, man sucht sich einen Stern aus, da oben, man sucht sich einen aus, für einen, dann ist das gar kein Stern, dann ist das eine Galaxie [...].
— Anselm Kiefer; im Gespräch mit Alexander Kluge
sqq. *